Forschungsprojekt: Digitale Edition der Alten Görlitzer Zollakten (1606-1830)
Forschungsschwerpunkt und Team
Seit dem Mittelalter besaß Görlitz das Zoll- und Stapelrecht für die auf der wichtigsten West-Ost-Handelsroute im Heiligen Römischen Reich – der Via regia / „Hohen Straße“ – transportierten Waren. Die Zolleinnahmen der Stadt sind jeweils mit Datum, Warenbezeichnung, Name und Herkunftsort der/des Verzollenden in den „Alten Zollakten“ verzeichnet, die im Ratsarchiv Görlitz aufbewahrt werden. Mit nur wenigen Lücken ist dieses Zollregister in Monats-, Vierteljahrs- und Revisionsrechnungen zwischen 1606 und 1830 fast vollständig erhalten. Auf ca. 35.000 Seiten finden sich darin Informationen zu den in dieser Zeit nach und durch Görlitz hindurch transportierten Waren.
Die systematische Auswertung dieser Daten hilft, Konjunktur und Wirtschaftswachstum im Heiligen Römischen Reich insbesondere im 17. Jahrhundert zu präzisieren, z. B. durch die genaue Bestimmung von Umfang, Saisonalität und Warenpalette des über die Via regia / „Hohe Straße“ abgewickelten Handels zwischen dem Westen des Reichs, Süddeutschland und dem thüringisch-sächsischen Raum mit der Lausitz, Böhmen, Schlesien und Polen, sowie des davon über die Leipziger Messen laufenden Anteils. Außerdem lassen sich Auswirkungen des Dreißigjährigen Kriegs auf den überregionalen Handel quantifizieren.
Diese für die Wirtschaftsgeschichte daher überaus wertvolle serielle Quelle soll für die Forschung als digitale Edition, zusammen mit einer Datenbank, verfügbar gemacht werden. In der von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften getragenen Machbarkeitsstudie dazu wird u. a. ausgelotet, ob für die Transkription des handschriftlichen Zollregisters automatisierte Texterkennungssoftware effektiv und zeitsparend verwendet werden kann.